Nahrung ist nicht nur als Trostspender anzusehen, sondern auch als Genuss. Sie dient dabei sowohl der Befriedigung eines physiologischen Bedürfnisses (Energiequelle) als auch eines psychischen Bedürfnisses (hedonistischer Art). Allerdings ist es schwierig, beides voneinander zu trennen.

Die Kochkunst besteht im Übrigen darin, den Geschmack der Nahrungsmittel so zu verfeinern, dass das Essen zu einer wahren Gaumenfreude wird.

Durch die Verfeinerung entfalten die Nahrungsmittel ihr volles Aroma, was dem Essen eine kulturelle Bedeutung verleiht, die im Verhältnis zur jeweiligen kulturellen Entwicklungsstufe steht.

Für den Menschen stellt die Nahrungsaufnahme traditionsgemäß ein Ritual dar und geradhin seiner Beziehung zur Nahrung spiegelt sich seine kulturelle Entwicklung wider.

Durch die im Familien- oder Freundeskreis eingenommene Mahlzeit, die gemeinsam zubereitet wurde, kam schon immer die jeweilige Entwicklungsstufe des Menschen zum Ausdruck.

Ethnologen wissen, dass die Verfeinerung des Essrituals im Verhältnis zur jeweiligen kulturellen Entwicklung steht.

In der bürgerlichen Tradition nahm das Essen seit jeher einen besonderen Stellenwert ein. Aus den Mahlzeiten machte man eine regelrechte Zeremonie, die auf keinen Fall gestört werden durfte.

Der Schriftsteller Maupassant beschrieb zum Beispiel in einer seiner Novellen, wie sich ein heruntergekommener Adliger in eine Holzfällerhütte mitten im Wald zurückzog und zum Abendessen wie gewohnt seine Abendkleidung anlegte. Die Mahlzeit war in seinen Augen immer noch etwas Heiliges, die man entsprechend zu würdigen hatte.

Leider wird die Tradition heute nicht mehr geschätzt, wodurch die Kultur eine rückläufige Entwicklung nimmt.

Dies liegt zunächst daran, dass die traditionelle Kochkunst nicht mehr von den Müttern an die Töchter weitergegeben wird. Außerdem werden die Mahlzeiten meistens außerhalb des Hauses eingenommen, da die Mütter in der Regel berufstätig sind. Schließlich steht einem zu Hause nur wenig Zeit für die Zubereitung des Essens zur Verfügung, so dass man auf Fertigmenüs, Tiefkühlkost und Mikrowellengerichte zurückgreift.

Da Freizeitaktivitäten (Fernsehen, Videospiele, Fitness-Center…) immer wichtiger werden, nimmt man sich zum Essen kaum noch Zeit. Die Mahlzeiten sind nicht mehr Gegenstand sozialer Integration und werden deshalb mehr und mehr als Zeitverschwendung betrachtet. Aus diesem Grund will man für Nahrung auch so wenig Geld wie möglich ausgeben.

Diese zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber der Nahrung hat dazu beigetragen, dass die feine Kochkunst in Vergessenheit geraten ist.

In diesem Umfeld, in dem kulinarischen Genüssen keine Beachtung mehr geschenkt wurde, entwickelten sich – vor allem bei Frauen – die bereits erwähnten Essstörungen, die Übergewicht, Müdigkeit und zahlreiche Zivilisationskrankheiten auslösen.

Es ist klar, dass in dieser Situation sogenannte Ersatzmahlzeiten (Eiweißgetränke) in Mode kamen, auf die man heutzutage zurückgreift, wenn man seine überflüssigen Pfunde loswerden möchte.

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